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Chancen Lab: Beste Bildung von Anfang an – aber wie?


Unter dem Motto “Beste Bildung von Anfang an – aber wie?” fand am 7. März 2017 ein Chancen Lab statt. Geladen waren Vertreter von zivilgesellschaftlichen Organisationen wie der Stiftung Haus der kleinen Forscher, dem Deutschen Kinderhilfswerk, Librileo gemeinnützig, der Landesarmutskonferenz Berlin, des AWO Bundesverbands sowie der Bundeselternvertretung der Kinder in Kindertageseinrichtungen und Kindertagespflege, um gemeinsam mit Vertretern aus Politik und Verwaltung Ideen für eine bessere frühkindliche Förderung zu erarbeiten, insbesondere für Kinder aus sozial schwachen Familien. Die zentralen Forderungen und Ergebnisse möchten wir hier vorstellen:



1. Bundesqualitätsgesetz


Von nahezu allen Vertretern der Zivilgesellschaft kam der Ruf nach einem Bundesqualitätsgesetz im Kita-Bereich. Das Schaffen bundesweit einheitlicher Qualitätsstandards ist wichtig, denn Qualität und strukturelle Rahmenbedingungen in den Kitas variieren zu stark von Bundesland zu Bundesland. Die eklatanten Unterschiede bei den Betreuungsschlüsseln in Kitas sind nur eines von vielen Beispielen, die einen Handlungsbedarf an dieser Stelle verdeutlichen. Es ist die Aufgabe der Politik, einheitliche strukturelle Standards zu schaffen und die dazu notwendigen Mittel zur Verfügung zu stellen. Dazu gehören ebenso einheitliche Standards hinsichtlich der Freistellung von Kita-Leitungskräften. Ebenso wurde vereinzelt gefordert, dass die pädagogische Arbeit in den Kitas nicht in zu hohem Maße standardisiert werde – Pluralität im pädagogischen Bereich muss weiterhin als hohes Gut betrachtet werden.



2. Ausbildung und Qualifizierung von Pädagogen


Nichtsdestotrotz sind im Rahmen eines Bundesqualitätsgesetzes nicht nur zählbare Aspekte ausschlaggebend, wie zum Beispiel der Betreuungsschlüssel. Es kommt auch auf die Qualität der Interaktion zwischen Pädagogen und Kindern an. Hierzu ist es wichtig, Pädagogen/-innen mit den notwendigen Ressourcen auszustatten. Eine fortlaufende Qualifizierung von Pädagogen muss ein elementarer Bestandteil einer jeden Strategie im Bereich der frühkindlichen Bildung sein – nicht zuletzt macht eine Perspektive auf Weiterbildung das Berufsbild der Erzieherin bzw. des Erziehers auch attraktiver. Nur durch ein lebenslanges Lernen in diesem Beruf wird sichergestellt, dass Kinder aktuellen wissenschaftlichen Erkenntnissen entsprechend betreut werden.


Der steigende Akademikeranteil im Erziehungsberuf wird größtenteils positiv bewertet. Wichtig und wünschenswert sind jedoch sowohl ein hohes Maß an Praxiserfahrung in der Arbeit mit Kindern als auch eine akademische Perspektive auf diese Arbeit.



3. Abschaffung von Kita-Gebühren


Eine weitere Forderung aus dem Kreis der Zivilgesellschaft bezog sich auf eine bundesweiteAbschaffung von Kita-Gebühren. In Deutschland gibt es Kommunen, die Eltern mit einem Jahreseinkommen von knapp über 30.000 Euro bereits den Höchstbeitrag leisten lassen. Dies könne insbesondere für Menschen mit mittlerem Einkommen einen Grund darstellen, sich prinzipiell gegen Kinder zu entscheiden.



4. Kindergrundsicherung


Ein Teil der Diskussionsrunde forderte außerdem eine Kindergrundsicherung, um Kinderarmut vorzubeugen – denn materielle Sicherheit sei die Grundlage für Bildungserfolg. Die Kindergrundsicherung könnte eine zielführende und unbürokratischere Alternative zur aktuellen Vielzahl an Förderleistungen für Familien und Kinder darstellen. Möglich wäre beispielsweise eine durch die Finanzämter erbrachte Leistung, die nicht pauschal, sondern nach Bedürftigkeit bemessen wird. Als Einwand könnte man jedoch einbringen, dass es es effektiver wäre, die hierfür benötigten Mittel zielgerichtet und nicht “mit der Gießkanne” einzusetzen.


5. Arbeit mit den Eltern


Der Lernort Familie muss gestärkt und allen Eltern das notwendige Wissen darüber zur Verfügung gestellt werden, wie sie ihren Kindern am besten helfen können. Um Basiskompetenzen bei Kindern zu stärken, muss man Eltern stärker einbinden und teils auch bei ihnen diese Kompetenzen stärken. Um all dies zu gewährleisten, muss die mittelbare Arbeit mit den Eltern ein elementarer Bestandteil der Arbeit von Pädagogen sein. Im Moment ist dies allerdings nicht Teil der pädagogischen bzw. erzieherischen Ausbildung.



6. Bereitstellung finanzieller Mittel


Es ist nicht zielführend, im Bildungsbereich an einer Ecke sparen zu müssen, um an einer anderen zu investieren – gerade angesichts der Tatsache, dass Studien zufolge die Renditen von Investitionen in der frühkindlichen Bildung sehr hoch sind. Schließlich könne man durch Investitionen in diesem Bereich in vielen Fällen verhindern, dass der Staat zu späteren Zeitpunkten in der Biographie von Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen intervenieren und kostspielige Leistungen erbringen muss.


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